Zu Besuch im Franziskusheim

12.August 2020
  • Clowns im Einsatz

Clownen in Senior*innen-Einrichtungen ist eine Herausforderung der besonderen Art. Clownin Fifirella alias Ingrid Türk-Chlapek erinnert sich zurück an einen Clown-Besuch im Franziskusheim...

Es ist ein wunderschöner Herbsttag. Der Aufenthaltsraum im 1. Stock des Franziskusheimes der Caritas in Klagenfurt ist gut besucht. Acht Bewohner*innen sitzen um den schmalen, länglichen Tisch, der einer Tafel gleicht. Die nachmittägliche Jause naht. Man wartet auf den Kaffee. Die Stimmung ist ruhig, fast ein bisschen zu ruhig. Fast alle Senior*innen sehen in die Luft. Nur eine Frau blättert in einer Illustrierten. Plötzlich heben die meisten den Kopf. Was ist passiert? Musik tönt durch den Gang: Ziehharmonika, Ukulele, Gesang.

Endlich werden die Auslöser der Musik sichtbar: Zwei ROTE NASEN Clowns Guido und Fifirella spazieren vergnügt in den Aufenthaltsraum. Sie, bunt gekleidet und mit einer Blume auf dem Kopf – er, groß und schlaksig, rote Socken, rote Krawatte, graue Hose, helles Hemd, zartgrünes Tweed-Sakko mit dünnem Karo. Seine lässige Kappe erinnert an die Zeitungsverkäufer um 1900.

©Zdravko Haderlap

Allein der Anblick...

... des illustren Duos erfreut. Automatisch beginnen einige Frauen im Takt der Musik zu schunkeln, andere wippen mit dem Fuß oder klopfen mit dem Finger auf den Tisch. Fifirella und Guido intonieren den allseits bekannten Schneewalzer astrein. Nach kurzer Zeit des Zuhörens thematisieren die Damen jedoch das jahreszeitlich unpassende Liedgut. Schneewalzer im Oktober? Jetzt sei doch Altweibersommer! Schnell kommt man ins Gespräch und tauscht sich über Jahreszeiten und Wetterverhältnisse aus. Doch als Fifirella meint, sie sei für jede Temperatur gewappnet, und ihre vielen Unterröcke herzeigt, ist man belustigt und entsetzt zugleich. Frau Huber* zieht die Augenbrauen hoch. Frau Sepotan runzelt die Stirn.Trotzdem kichern beide verholen. 

©Zdravko Haderlap

Den Bock schießt schließlich Guido ab, als er den Kaffee über den großen Tisch kriechend serviert, damit – O-Ton Guido – „es schneller geht“. Auch ich werde das Bild des tollpatschigen Clowns zwischen Tassen und Tellern nicht vergessen! Noch Wochen später ist diese Ungeheuerlichkeit Gesprächsthema im Franziskusheim. Als sich Fifirella und Guido schließlich verabschieden, ist die Stimmung im Aufenthaltsraum deutlich gehoben. Einige Damen wechseln ein paar Worte miteinander. Die Körper der Bewohnerinnen haben mehr Muskelspannung, ihre Gesichtszüge sind heiter, die Augen leuchten.

Ja, das sind die ROTEN NASEN, unverschämt entzückend!

*Namen wurden von der Redaktion geändert.

©Zdravko Haderlap
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