Wie Flora das Einhorn Fauna kennenlernte

01.November 2020
  • ROTE NASEN Interviews

Es war an einem Freitag. Da hat Flora „frei“, auch, wenn sie gar nicht frei hat. Aber wenigstens für ein paar Stunden, nimmt sie sich frei. Das ist ihre „FFFZ“. „Floras freimütige Freizeit“. Und die ist ihr freilich heilig. Und wisst ihr, was Flora da macht? Sie geht an Orte, an denen sie noch nie war, um zu sehen, ob sie schön sind. Oder sie geht an Orte, von denen sie weiß, dass sie schön sind. Oder sie macht irgendetwas, das schön ist. „Schön“. Das ist das Wichtigste. Denn „schön“ – das macht Flora glücklich.

An so einem Freitag also, ging Flora nach Schönbrunn, weil Schönbrunn ein schöner Ort ist. Er heißt ja schon so: „Schön-Brunn“. Dort, im Schlosspark gibt geschotterte, gerade und breite Weg und geometrisch geschnittene Bäumen. Aber Flora betrat einen Seitenweg und den verwilderten Teil des Parks. Es war früh am Morgen und sie war ganz allein. Sie atmete tief die frische und feuchte Luft ein, hoch oben, im Blätterdach der Bäume, sang ein Rotkehlchen ein fröhliches Lied, sonst war es still.

Auf einmal sah Flora zwischen einer alten, knorrigen Eibe und dem hohen Gras etwas Weißes schimmern. Dann war es wieder weg. Flora hielt den Atem an und bewegte sich nicht.

„Was war denn das?!“ Flora konnte ihren Augen nicht trauen: Ein kleines, weißes, ... „Aber das war doch unmöglich? So etwas... das gibt es doch nicht!“

Flora zwinkerte mit den Augen, um sie besser scharf zu stellen. Da war doch tatsächlich, hinter der alten Eibe, ein kleines, weißes... EINHORN!!! Und es blickte mit Augen, die so blau waren, wie der Himmel bei wolkenlosem Schönwetter, erschrocken zu Flora herüber.

Fauna, das Einhorn

„Wie spricht man denn ein Einhorn an?“, dachte Flora aufgeregt. „Hallo, du...?“
„Oh je“, seufzte das Einhorn, „Erwischt.“ Es weiß, dass alle Mädchen von Einhörnern schwärmen und Einhörner deshalb ständig super-weise Super-Helden sein müssen. Und sie wollen alle mit Einhörner befreundet sein. Das ist anstrengend.

Und da näherte sich Flora auch schon mit heiliger Miene langsam und flüsterte: „Servus!“ Da öffnete das schneeweiße Einhorn sein Maul, rülpste und sagte in breitem Wiener Dialekt: „Servaaas!“ Flora machte einen Schritt zurück! „Du liebe Güte!“ Damit hatte sich überhaupt nicht gerechnet! Sie war auf ein philosophisches Gespräch eingestellt gewesen und hier... rülpste ein Einhorn!! „Ja, da schaust.“, sagte das Einhorn gelangweilt. „Und jetzt...geh wieder weiter!“. „Du sprichst ja Wiener Dialekt“, sagte Flora.
„Joo!“  grummelt das Einhorn. „Ich habe in Wien noch nie ein Einhorn getroffen. Bist du dem Zoo entkommen?“ „Zoo?!! Bist du wahnsinnig!! So weit kommt’s noch! Mich ausstellen und begaffen!!“  „Entschuldige. Nur, weil wir hier in Schönbrunn sind.“ „Und das ist ein Zoo, oder was?“ „Hier ist der Schlosspark. Aber etwas weiter, Richtung Westen, da ist der Tierpark Schönbrunn.“ „Tierpark!! Ich bin doch kein Tier! Ich bin doch viel, viel mehr!!Ich bin das letzte, echte Einhorn.... von Wien“, raunzte es, wie Paula Wessely, einer einst sehr berühmten Wiener Schauspielerin.

„Und macht dich das traurig?“, fragte Flora. „Frag doch nicht soo blöd! Jaaaa! Natürlich!“ Das Einhorn war so putzig, in seinem Seelenschmerz, das Flora es sofort in ihr Herz geschlossen hatte. Anstatt Weisheit von einem edlen Einhorn zu erfahren, musste es Flora fast liebevoll trösten. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Ein Clown will MIR helfen!!“, rief das Einhorn pikiert aus. „Darf ich dich zum Beispiel einmal kurz in den Arm nehmen?“ „Ich glaub’, du willst mich AUF den Arm nehmen?! Ein Einhorn will sie angreifen?!! Ha! Das war ja noch nie da!!“  
„Verstehe. Ja. Das wäre zu viel verlangt. Wir kennen uns ja noch gar nicht. Ich heiße Flora. Und du?“„Fauna!“ „Also, kann ich dir helfen, Fauna?“ „Immer wollen die Leut, die Probleme haben, anderen Leuten helfen!“ Flora stutzte – und musste lachen: „Habe ich denn um Hilfe gebeten?“ „Ja, sicher. Sonst wär’ ich ja net da!!! Ich muss doch kommen, wenn einer Hilfe braucht!“  „Ich wollte einfach SCHÖNES sehen!“, überlegte Flora. „Schönes?“ Das Einhorn blickte erleichtert auf. „Ja, schön, bin ich schon. Nicht wahr?“ „Sehr sogar!“
„Na, dann, bin ich froh. Dann muss ich ja nix tun!“ „Nein. Sei einfach, wie du bist.“
„Maaa! Das ist vielleicht schööööön!“, lachte das Einhorn.

So kam es, dass Flora an einem Freitag, ein Einhorn zum Freund fand, das „Fauna“ hieß. Es war der „feierliche Fauna-Find-Feier-Freitag“!  An den denkt Flora sehr, sehr gerne, denn dieser Freitag war für sie wunder-wunderschön. Für Fauna war es übrigens der „fröhliche Flora-Find-Feier-Freitag“. Und weil es so besonders schön ist, dass eine Clowndoktorin ein Einhorn trifft, feiern die beiden jedes Mal, wenn sie einander treffen, ihr Wiedersehen. Und das muss nicht immer ein Freitag sein. Es kann auch an einem Montag oder Dienstag, oder Sonntag, eigentlich an jedem Tag sein und manchmal auch mitten in der Nacht.

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