Geschichten vom Clown-Fux Klaus #45

27.Jänner 2021

Eislaufen am Zaubersee

Bei uns in der Nähe gibt es einen ganz großen See. Im Sommer ist er so schön türkisblaugrün, dass man glauben könnte, dies wäre ein Zaubersee, in dem lauter Fabelwesen leben. Es gibt sogar eine Sage zu diesem See, und warum er so tief und groß ist. Aloisia hat unserem Hauskater und mir, dem Clown-Fux Klaus diese Geschichte so oft vorgelesen, dass wir sie schon auswendig können. „Meinst du wirklich, dass am Seegrund, in 80 Metern Tiefe, Seemenschen leben?“, fragten wir Aloisia bei unsere letzten Lesestunde, und Aloisia schmunzelte: „Das ist doch nur eine Sage.“

Aber weil wir gerade von diesem wunderschönen See, der derzeit mit ganz dickem Eis zugefroren ist, gelesen hatten, schlug unser Hauskater vor, doch dort Eislaufen zu gehen. „Ich war schon Jahre nicht mehr Eislaufen und habe große Lust dazu“, erklärte unsere Fellnase, holte seinen gestreiften Schal, die rote Mütze und seine Kater-Eislaufschuhe. Vier Stück, schwarz und elegant. „Ich habe ja früher Katzen-Eiskunstlauf betrieben und bin sogar einmal Zweiter bei der europäischen Kater-Meisterschaft geworden“, berichtete unser Hauskater stolz. Davon hörten Aloisia und ich das erste Mal.

Ich für meinen Clown-Fux-Teil kann zwar Eislaufen, aber für eine Meisterschaft hat es nie gereicht. Höchsten für die Meisterschaft im Schnell-Müde-Werden-und-Rasch-Heimsausen. Auch ich war schnell fertig angezogen, und so warteten wir nur noch auf Aloisia, die sich einen Polster in die Unterhose stopfte, da sie so gut wie gar nicht Eislaufen kann. Entweder fällt sie auf den Hintern oder sie köpfelt, wie beim Schwimmen im Sommer, nach vorne. Deshalb setzte sie auch über die Mütze den alten Mopedhelm auf.

So fuhren wir mit dem Traktor zum riesengroßen Eislaufsee, wo sich schon einige Menschen tummelten. Unser Fast-Kater-Eislauf-Europameister und meine Wichtigkeit, der Clown-Fux, stürmten gleich aufs Eis und drehten unsere Runden. Unser Hauskater konnte sogar so seltsame Sprünge mit Drehungen in der Luft, Axel oder Alexander oder Albert, oder, wie die alle heißen.

Aloisia hingegen fuhr ganz langsam und vorsichtig am Rand der Eisfläche und hatte vor allem mit dem Bremsen Probleme. „Einfach hinsetzen, wenn es gar nicht mehr geht“, rief ihr unser Hauskater hinterher, als Aloisia beschleunigte und davonfuhr. Also, starten und schneller werden, das funktionierte schon ganz gut. Schon bald sahen unser Hauskater und ich nur mehr einen karierten Rock, der immer kleiner und kleiner wurde.

Aloisia fuhr so eifrig mit ihren weißen Damenschlittschuhen, die sie vor 35 Jahren von Tante Stefanie bekommen hatte, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie schon ziemlich am Ende des freigegebenen Bereichs angelangt war. Sie wollte bremsen, doch das funktionierte nicht so recht und so tat Aloisia, was unser Hauskater empfohlen hatte, sie setzte sich mit Schwung auf den Hintern. Da jedoch das Eis an dieser Stelle schon so dünn war, brach es mit einem Mal und Aloisia ging sofort unter. Schwuppdiwupp war sie weg. Unser Hauskater und meine Wenigkeit sahen nur mehr Luftblasen aufsteigen, als wir zum Aloisia-Eis-Wasserloch kamen.„Hilfe, Hilfe“, schrie unser Hauskater, doch niemand hörte uns. „Was sollen wir bloß tun? Unsere arme Aloisia“, jammerte ich mit tränenerstickter Stimme.

„Vielleicht gibt es die Seemenschen doch! Sagen wir den Zauberspruch aus der Sage auf und bitten sie um Hilfe“, rief unser Hauskater und schon legten wir los. „Liebe Menschen drunt im See, auf dass ich euch gleich seh`. Zeiget euch und schwimmt herbei, uns zu helfen fühlt euch frei“, murmelten wir gemeinsam immer und immer wieder, während meine Clown-Fux-Tränen auf das Eis tropften.

Plötzlich stiegen wieder Blasen in dem Aloisia-Eis-Wasserloch auf. „Sie kommen… es gibt sie wirklich…“, stotterte unser Hauskater und wich zurück. Irgendetwas bewegte sich da unter dem Eis, aber wie. Wie gebannt starrten wir Beide auf das Loch im Eis, als mit einem Mal ein Vulkan ausbrach. Also ein Wasser-Vulkan! Eine riesige Fontäne schoss aus dem Eis-Wasserloch und obenauf lag Aloisia. Sie war zwar unter und über voll Seetang sowie klitschnass und in ihrer Handtasche hatten sich zwei kleine Krebse verhakt, aber ansonsten fehlte ihr nichts. Aloisia lebte und war wieder bei uns! Die Seemenschen im Zaubersee hatten sie gerettet!

Es grüßt herzlich,

euer Clown-Fux Klaus

Frage: Was glaubst du, wie viele Seemenschen es im Zaubersee gibt?

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