Geschichten vom Clown-Fux Klaus #29

23.September 2020

Drachen steigen lassen

„Ich mag den Herbst! Viele bunte Blätter fliegen durch die Lüfte und Kinder lassen Drachen steigen“, erklärte Aloisia unlängst am Frühstückstisch und unser Hauskater und ich, der Clown-Fux Klaus, hörten ganz gespannt zu. Ja, diese fliegenden bunten Blätter sind wirklich schön anzusehen, aber Drachen hatte meine Fux-Wenigkeit noch nie gesehen. „Was? Du hast noch nie Drachen im Herbsthimmel fliegen sehen?“, fragte unser Hauskater überrascht nach, und ich konnte nur traurig den Kopf schütteln. „Gut, dann werden wir beide einen Drachen steigen lassen“, beschloss der Hauskater und rannte um sein schlaues Buch, um nachzulesen, was wir dafür alles brauchen würden.

„Ein Drache ist ein echsenartiges, geflügeltes Wesen, das auch Feuer spucken kann. Drachen sind fast ausgestorben und nur sehr schwer zu finden“, las Professor Hauskater mit erhabener Stimme aus seinem schlauen Buch vor. „Und woher in aller Welt solchen wir nun einen solchen Drachen bekommen?“, fragte ich unseren Hauskater und erschrak beim Anblick eines Drachenbildes im schlauen Buch. „Ich weiß, wo einer wohnt“, rief unser Hauskater entzückt und sprang schon davon. Eilig flitzte ich hinterher und mit großen Clown-Fux-Schritten stiefelten wir durch einen dunklen Wald, vorbei an 23 Eichen und 56 Wildschweinen, bestiegen einen hohen Berg und kletterten schließlich unter einem Gletscher in eine finstere, feuchte, nach Moder riechende Höhle.

„Kasimir, Kasmir, wo steckst du?“, schrie unser Hauskater so laut er konnte und das Echo wiederholte seine Frage mehrmals. „Kasimir, Kasimir, Kasimir“, half ich, doch weit und breit war kein Drache zu sehen. Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe dabei, und wir durchsuchten die Drachenhöhle. In der Küche lag ein Zettel mit folgender Nachricht: „Hallo zusammen! Mir ist es in dieser feuchten, dunklen Höhle zu kalt geworden, ich bin nach Australien umgezogen. Meine Drachen-Vertretung hat mein Cousin Nepomuk, der im Siebenschläfer Wald wohnt, übernommen. Liebe Grüße und Good Bye, Euer Kasimir“

Bis zum Siebenschläfer Wald war es unglaublich weit, mir taten am Ende schon die Clown-Fux-Füße, der Clown-Fux-Rücken, der Clown-Fux-Kopf und die Clown-Fux-Schwanzspitze weh, doch der weite Marsch lohnte sich zum Glück. Nepomuks Höhle war zwar gut versteckt, aber eine Hauskaternase und ein Clown-Fux-Gehör kann nichts und niemand täuschen. Erfreut klopften wir an Nepomuks Haustüre und waren ganz gespannt, wer uns öffnen würde. Langsam, sehr langsam schlürfte jemand Richtung Türe und machte uns vorsichtig auf. „Ja? Wer seid ihr und was wollt ihr?“, hörten wir ehe wir Nepomuk zu Gesicht bekamen.

Nepomuk sah irgendwie so gar nicht aus, wie der Drache aus dem schlauen Buch unseres Hauskaters. Er hatte lange, fettige Haare, seine Zähne waren ganz gelb und seine Hose war bestimmt schon vier oder acht oder zehn Monate nicht gewaschen worden. „Was ist denn mit dir los, Nepomuk? Bist du krank?“, wollte unser Hauskater besorgt wissen. „Na ja, krank nicht, aber meine Flügel funktionieren nicht mehr richtig und das Feuerspucken… ja, das Feuerspucken…“, antwortete Nepomuk mit brüchiger Stimme und begann leise zu weinen.

Ich gab Nepomuk mein grünkariertes Clown-Fux-Stofftaschentuch und nach und nach, als das Schluchzen weniger wurde, erzählte uns Nepomuk sein Leid. Da der arme Drache schon 852 Jahre alt ist, kann Nepomuk leider nicht mehr ohne Hilfe fliegen. „Aber viel schlimmer ist die Sache mit dem Feuerspucken“, jammerte der Drache. „Seit einigen Jahren kommt kein Feuer mehr aus dem Hals, sondern nur… nur… nur… Seifenblasen. Dafür schäme ich mich so sehr“, flüsterte Nepomuk und wurde ganz verlegen.

Unser Hauskater und ich, der Clown-Fux Klaus, sahen uns an, grinsten und flüsterten dem verzagten Nepomuk etwas ins Drachenohr. Nepomuks Augen begannen zu leuchten und flugs, schnell wie der Wind, sauste er zum nächsten Sumpf, nahm ein ausgedehntes Moorbad, kämmte sich die Haare und putzte sich alle 174 Zähne blitzeblank. Die Krallen wurden natürlich auch gezwickt, Drachenparfum aufgetragen und die Sonntagshose angezogen. Drei Stunden dauert die Drachen-Verschönerungsaktion, bis wir Drei zurück in unser Dorf eilen konnten.

Heimlich kletterten wir auf den Kirchturm, bis ganz nach oben, und sicherten Nepomuk mit einem elastischen Kletterseil. Dann sprang der Drache vom Turm. Mit Hilfe des Seils kann Nepomuk nun wieder fliegen, zumindest rund um den Kirchturm. Und wenn jetzt Leute an der Kirche vorbeigehen, spuckt Nepomuk ganz viele Seifenblasen, die sich mit den bunten Blättern vermischen, und dann gemeinsam lustig durch die milde Herbstluft tanzen.

Es grüßt herzlich,

euer Clown-Fux Klaus

Frage: Was könnte denn Nepomuk außer Feuer und Seifenblasen noch spucken?

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