Geschichten vom Clown-Fux Klaus #17
Bergfeuer-Spezial
Irgendwie war Aloisia in den letzten Tagen so komisch. Nicht unfreundlich oder schlecht gelaunt, aber sehr langsam und nachdenklich. Sie saß viele Stunden ganz alleine auf der Terrasse, sprach kein Wort und schaute sich die Berge an, die sich vor unserem Haus auftürmen. Ziemlich hohe Berge, wenn ihr mich, den Clown-Fux Klaus, fragt, und für meinen Fux-Geschmack viel, viel, viel zu hoch. Aber bitte, dann soll es eben so sein. „Vielleicht ist Aloisia erschöpft, oder gar krank“, mutmaßte unser Hauskater und holte sogleich seine Leselupe um Aloisia genauer anzuschauen. „Also grüne Flecken hat sich keine im Gesicht, und blaue Beine auch nicht“, erklärte Doktor Hauskater nach der Erstuntersuchung. „Vielleicht Läuse oder Haarausfall oder Pfotenpilz“, versuchte ich mich als Gesundheitsexperte, doch auch daran litt Aloisia nicht.
Nein, sie saß einfach nur da und schaute diese Riesenberge an. Und am Samstag, ja am Samstag, da brannten die Berge, also nicht die Berge selbst, aber die Spitzen, oder so. Ich glaube, das nennt man Bergfeuer. Da tragen Menschen so etwas Ähnliches wie große Kerzen auf die Gipfel der Berge und zünden diese an, bevor es dunkel wird. Wenn es dann wirklich dunkel ist, leuchten Symbole von den Bergspitzen oder aus den steilen Wänden, und es ist eine ganz eigene Stimmung. „Irgendwie feierlich, wie an Weihnachten oder so“, sagte unser Hauskater.
„Leider gibt es diese Bergfeuer nur einmal im Jahr“, sprach Aloisia ganz leise, als sie mit vollkommen kalten Zehen, durchgefrorenen Füßen und tropfender Nase zu Bett ging. Fast bis die Sonne wieder aufging war sie auf der Terrasse gestanden und hatte sich diese Bergfeuer-Bilder angesehen. Ein Adler war übrigens ebenso dabei wie ein großes Kreuz und eine Lichterkette über alle Spitzen hinweg. Die Berge hatten tatsächlich mitten in der Nacht geleuchtet – und wie!
„Ich glaube, Aloisia vermisst die Berge“, überlegte unser Hauskater laut. „Wieso? Die stehen doch ohnehin da vor unserer Terrasse und rennen nicht weg. Berge haben doch keine Beine“, erwiderte ich, der Clown-Fux Klaus. „Nein, ich glaube, Aloisia würde jetzt viel lieber in den Bergen sein, als immer nur den ganzen Tag und auch manchmal am Abend und in der Nacht zu arbeiten“, hielt unser Hauskater entschieden fest.
„Wir machen ein eigenes Bergfeuer für Aloisia“, beschloss ich nach 4, 75 Minuten Überlegen und sauste schon davon, um alle Kerzenvorräte zu suchen. Unser Hauskater half fleißig mit, aber wir fanden im Keller, auf dem Dachboden und in der Garage bei Weitem nicht so viele Kerzen, wie wir es uns gewünscht hatten. „Dann nehmen wir halt alle Lampen und Lichter aus dem Haus auch noch mit“, bestimmte unser Hauskater und begann schon damit diese abzumontieren. Die große Lampe aus dem Wohnzimmer, die beiden kleineren aus dem Esszimmer, die Stehlampe aus der Leseecke, die beiden Nachtkästchenlampen und die drei Stirnlampen, die Aloisia für Nachtwanderungen hernimmt. „Am besten wir holen uns die Lampen der gesamten Nachbarschaft auch noch. Sicher ist sicher“, so unser Elektro-Hauskater und sauste mit dem Schraubenzieher schon ins Nachbarhaus.
„Das dürfte reichen“, meinte unser elektrischer Hauskater zufrieden, als er auf den großen Haufen, Kerzen, Lampen und Leuchten sah. Sogar die Straßenlaternen hatten daran glauben müssen, auch diese musste mit auf die Berge. Wir beschlossen ein großes Berg-Lampen-Leuchten-Laternen-Feuer in der Seewand, direkt im Felsen und über dem kleinen See im Wald zu machen.
Fast sechs Stunden brauchten wir Beide bis wir an Ort und Stelle waren und mit dem Aufstellen sowie Montieren unseres Leuchten-Lampen-Laternen-Haufens beginnen konnten. Ich, der Clown-Fux, seilte unseren Hauskater ab und dieser montierte alles. Bis es dunkel wurde, waren wir fertig. Was für ein Meisterwerk! Alle Leuchten, Lampen und Laternen brannten, ebenso wie alle Kerzen und bis ganz hinüber auf die andere Talseite war unser Symbol zu sehen: Ein großes Tortenstück! Schwarzwälder-Kirsch-Torte, um genau zu sein.
Unser Hauskater und ich waren unglaublich stolz und hofften, dass Aloisia, die nun sicherlich auf der Terrasse stand und staunte, sich ebenso über dieses Bergfeuer-Spezial freuen würde, wie wir. Doch komischerweise war rund um unser Haus und in der gesamten Nachbarschaft alles stockfinster. Kein einziger Lichtstrahl weit und breit. Scheinbar waren alle schlafen gegangen und versäumten nun dieses Spektakel. Schade, eigentlich!
Es grüßt herzlich,
euer Clown-Fux Klaus
Frage: Kannst du dir erklären, warum es bei Aloisia daheim und in der ganzen Nachbarschaft schon dunkel war, als das Spezial-Bergfeuer zu leuchten anfing?