Franz mit Schwester und Wachkomapatient lächeln in die Kamera

Ein behutsamer Ausflug in ein anderes Leben #2

09.April 2020
  • Clowns im Einsatz

Da es die momentane Situation leider nicht zulässt, dass Franz die Patient*innen wie gewohnt regelmäßig besucht, freuen wir uns umso mehr auf zukünftige Clown-Visiten! Bis dahin erinnern wir uns an viele schöne Begegnungen, die wir im Franz Gerstenbrand Wachkoma Department erleben durften …

Diagnose: Apallisches Syndrom („Wachkoma“)

Egal ob Unfall, Herzinfarkt oder Schlaganfall: Ärzt*innen setzen alles daran das Leben von Menschen nach einem Akutereignis zu retten. Allerdings ist das Leben dieser Patient*innen danach oftmals ganz anders als zuvor.

So wie für Michael*. Er ist in der Nacht nach Hause gefahren, am Moped. Ein Auto hat ihn übersehen. Michael ist bewusstlos auf der Straße gelegen. Der Fahrer des Autos beging Fahrerflucht. Eine folgenschwere Entscheidung: Der Fahrer des nächsten Autos übersah den bewusstlosen Michael. Er überfuhr ihn. Michael überlebte. Sein Gehirn wurde allerdings auf komplexe Weise geschädigt. Die Diagnose lautete: Apallisches Syndrom – umgangssprachlich „Wachkoma“. Ein selbstständiges Leben wie davor ist für ihn nicht mehr denkbar.

Michael leidet unter hochgradigen Lähmungen und kann nicht sprechen. Er ist aber nicht auf lebenserhaltende Maschinen angewiesen. Sein Herz ist stark und braucht keine Unterstützung, er atmet selbstständig. Michael ist ein Mensch, mit einer ausgeprägten Hirnschädigung, der vollkommen auf die Hilfe anderer angewiesen ist!

Multiprofessionelle Hilfe und Platz zum Leben!

Die Hilfe bekommt er in Graz. Das Franz Gerstenbrand Department der Albert Schweitzer Klinik hat sich auf die Pflege, Betreuung, Therapie und medizinische Versorgung von Menschen mit erworbenen schweren Hirnschädigungen spezialisiert. Es bietet mittlerweile 50 Menschen im Wachkoma eine individuell abgestufte Versorgung. Dafür braucht es weit über 100 Professionist*innen aus den verschiedensten Bereichen: Pflegepersonal, Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen, Ergotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, … und Franz!

Franz besucht mit riesen Fächer einen Patienten auf der Wachkomastation

Franz besucht Michael

Als Franz auf seiner Besuchertour Michaels Zimmer betritt, passiert etwas Seltenes: Michael schaut Franz sofort an. Mit klaren Augen, einem wachen Blick. Sagen kann er nichts. Das braucht er aber auch nicht. Das Lächeln, welches sich über Michaels Gesicht ausbreitet, sagt mehr als tausend Worte. Michael strahlt Franz entgegen. „Hallo Michael! Du schaust gut aus!“ Franz fängt Michaels Blick auf und weiht ihn in seinen Plan ein, am Opernball die Polonaise zu spielen. „Schau Michael, ich habe sogar mit dem Fächer einen Tanz einstudiert!“ Franz schnappt sich seinen mitgebrachten Fächer und tanzt anmutig durchs Zimmer. Michaels Mama, die ihren Sohn täglich besucht und gerade neben Michael am Bett sitzt, lacht gelöst. „Franz, du weißt aber schon, dass der Opernball heuer bereits stattgefunden hat?“

Franz ist ein wichtiger Teil der Therapie

Franz ist mehr als nur ein Clowndoctor. Er ist jeden Montag auf Besuch und Teil des Teams. Wie auch das Pflegepersonal dokumentiert Franz nach seinem Besuch genau, wie die Menschen auf seinen Besuch reagiert haben. Eines der schönsten Erlebnisse für Franz war dabei: „Einmal hat mich ein Arzt darauf angesprochen, wie toll er es findet, dass sich eine Dame während meines Besuches so bewegt hat. Das war bisher nicht der Fall und hätte der Arzt selbst nicht geglaubt, dass es möglich wäre! Eine andere Ärztin erzählte, dass sie meine Beobachtungen immer gerne liest. Sie zeigen ihr ein anderes Bild von den Patient*innen und auch von den Angehörigen. So erfährt sie zum Beispiel das Angehörige, trotz der schwierigen Situation, auch herzhaft lachen können. Während eines Arztgespräches steht meist die eigene Betroffenheit im Vordergrund.“

Patient*innen und individuelle Bedürfnisse im Mittelpunkt

Das Team des Franz Gerstenbrand Wachkoma Departments setzt alles daran, das Leben für Menschen mit Wahrnehmungsbeeinträchtigungen so „alltäglich“ wie möglich zu bereiten. Dabei stehen die Patient*innen mit ihren Angehörigen sowie die individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt.

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