Clownin Aloisia erzählt...

26.April 2020
  • ROTE NASEN Interviews

Was möchtest Du gerne bewirken?

Ich versuche in dem Moment, in dem ich da bin, so echt wie möglich zu sein. Ich möchte darauf eingehen, was ich bei den Menschen spüre. Ich möchte ihnen einen hellen Moment oder etwas Farbe schenken! Ich habe das Gefühl, wir denken so viel in schwarz oder weiß oder in fünf oder sechs Farben, dabei gibt es ja Millionen von Farben. Ich möchte, dass dieses Leben oder, dass dieser Moment, der grau oder dunkel oder finster ist, einen Farbklecks bekommt.

Meine Clownfigur Aloisia kann Dinge ansprechen, wie sie sind, ohne jemandem einen Vorwurf zu machen oder anzuklagen. Es gibt aber in dem Sinn nichts Schlechtes. Dinge sind, wie sie sind. Damit kommt man zurecht und fertig. Sehr bodenständig.

Genauso sieht sie andere Dinge auch: Eine Dame ist geschieden, derzeit alleinstehend, kein Mann. – „Na mein Gott, dann suchen Sie sich halt wieder einen. Nur aufpassen, dass er nicht zu groß ist, die essen so viel.“

Hast du ein spezielles Erlebnis, an das du dich gerne erinnerst?

Ich merke, dass Aloisia unglaublich gut ankommt. Nicht nur bei alten Menschen, weil ihre Kleidung altmodisch ausschaut und sie einen altmodischen Namen hat und noch dazu ganz starken Dialekt sprechen kann– das verbindet dann natürlich sehr. Ich kann auch Themen bedienen, die alte Menschen betreffen wie Landwirtschaft, Land oder Familie. Aber auch bei Jugendlichen spannenderweise, wo alles nur cool sein soll, auch dort kommt diese altmodische Figur, diese umständliche langsame Aloisia, wirklich gut an.

Für mich ist es immer wieder überwältigend, wenn ich merke, was diese Aloisia für Eindrücke hinterlässt. Das sind jetzt keine speziellen Erlebnisse, da gibt es viele davon, aber so einzelne Sachen, dass mir jemand Jahre später über Facebook einen schönen Gruß ausrichtet beispielsweise.

Ich merke einfach, dass dieser Clown vielen Menschen Freude bereitet und schöne Momente schenkt. Das empfinde ich als großes Geschenk und macht mich auch sehr demütig!

Mehr Berufung als Beruf?

Ich habe 20 Jahre lang an einer Schule gearbeitet und das auch sehr gerne gemacht. Wenn ich jetzt meine ehemaligen Schüler treffe und sage ich bin jetzt Clown, meinen sie: „Das waren Sie eh schon immer!“ Meinem Umfeld war das immer klar.

Wie gehst du mit schwierigen oder belastenden Situationen um?

Wenn ich nach Hause komme und merke, es fängt an zu arbeiten, mache ich Sport und versuche, alleine zu sein. Es soll nachwirken, aber dann auch wieder gehen. Manchmal setze ich auch nochmal die rote Nase auf und versetze mich zurück in die Situation. Es darf noch ein paar Tage lang nachwirken. Wenn ich aber merke, es geht nicht mehr weg, dann gehe ich zur Supervision.

Stark berührt mich auch, wenn Menschen sterben, zu denen ich kurz davor noch Kontakt hatte. Man lernt dadurch das Leben mehr zu schätzen und den Moment mehr zu genießen.

Du möchtest noch mehr über Aloisia erfahren? Die Geschichten vom Clown-Fux Klaus gewähren regelmäßig einen Einblick in ihren nicht ganz gewöhnlichen Alltag. Lies selbst!

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