Das Handtaschen-Geheimnis – Teil 2
Aloisia hatte sich zwar etwas gewundert, dass ihre Handtasche jetzt so schwer war, freute sich jedoch über die vielen süßen, klebrigen sowie fettigen Aufmerksamkeiten, die unser Hauskater und ich, der Clown-Fux Klaus, ihr hineingestopft hatten. Dass wir das Foto mit dem jungen lächelnden Mann heimlich herausgenommen hatten, bemerkte sie glücklicherweise erst gar nicht, weshalb wir Beide mit den Recherch… nein, Resch…nein, wie heißt das noch mal? Recherschen, Rechtcherchen…Reh… ja, jetzt weiß ich es wieder…mit den Rehhirschen beginnen konnten. Also mit der Nachforschung, wer der Kerl auf dem Bild war.
Zuerst durchstöberte unser Hauskater bei seinen Rehhirschen das gesamte Internetz, fand aber nichts Besonderes außer ein paar eigenen Schulkameraden. Dann telefonierte ich mich mit allen noch lebenden Verwandten von Aloisia, aber das brachte nicht viel, denn die meisten sind schon 86, 94 oder 107 Jahre alt und hören extrem schlecht. Ich konnte in den Hörer schreien wie ich wollte, es kam immer nur zurück: „Hallo, wer ist denn da? Hallo, Roswitha, bist du es? Hallo, hören Sie auf anzurufen, wenn Sie nichts sagen! Unser Hauskater musste lachen, als er mich beobachtete. „Du schreist so ins Telefon, dass mir fast die Hauskaterohren abfallen. Die Aloisia-Verwandtschaft hört dich wahrscheinlich besser, wenn du gleich aus dem Fenster schreist“, lachte unsere kluge Fellnase.
Gesagt, getan. Ich riss das Dachfenster, aus dem Aloisia beim Herbstputz gefallen war, auf und schrie nach Aloisias Großtante Elfriede, die zumindest noch einigermaßen hörte. Elfriede hörte zumindest die Hälfte und schrie von ihrem Balkon aus auch lautstark zurück. „Geht es dir gut, Elfriede?“, wollte ich wissen. „Nein, ich trage eine Mütze keinen Hut“, so die Antwort. „Bei dir alles gut im Haus?“, versuchte ich es wieder. „Nein, nein, ich habe ja eine Katze, ich habe keine Maus“, schallte es aus der Ferne. Schwierig, schwierig auf diese Art und Weise mit schwerhörigen Damen zu kommunizieren, dennoch probierte ich es ein letztes Mal. „Weißt du, wer der hübsche, junge Mann auf dem Foto ist, welches Aloisia in ihrer Handtasche versteckt?“, rief ich und Elfriede, die zuerst noch fleißig geantwortet hatte, war auf einmal nicht mehr zu hören. „Was ist los, Elfriede? Weißt, du wer das ist?“, versuchte ich es noch einmal. „Das ist… das ist… sie wollten heiraten… aber der grausige Unfall…“, krächzte die Großtante mit belegter Stimme zurück. „Wie Aloisia war einmal eine Braut?“, antwortete ich völlig überrascht. „Was, Aloisia braucht Kraut?“, hatte sich die Großtante nun wieder gefangen. „Nein, kein Kraut, Braut, Elfriede! Aber egal, danke für die Auskunft, liebe Grüße“, beendete ich das Schreitelefonat aus dem Dachfenster, flitze zum Hauskater und berichtet brühwarm.