26.November 2025

Ein Lächeln, das Mut macht – Clownin Lilo begleitet Kinder auf ihrem Weg in den OP

Ein kleines Mädchen mit einer roten Nase in der Hand neben Clownin Lilo und ihrer Handpuppe.

Im Interview mit Susa Siebel alias ROTE NASEN Clownin Lilo

Ein Krankenhaus ist kein Ort, an dem Kinder gerne sind. Weiß gekleidetes Personal, blinkende Geräte, fremde Geräusche – all das kann Angst machen, besonders wenn eine Operation bevorsteht. Genau hier beginnt die besondere Arbeit unserer ROTE NASEN Clowns: Sie verwandeln Momente der Unsicherheit in Augenblicke des Staunens, schaffen Nähe, wo sonst sterile Distanz herrscht, und bringen Leichtigkeit in belastende Situationen.

Eine von ihnen ist Susa Siebel, besser bekannt als Clownin Lilo. Mit neugierigen Augen und einem großen Herzen begleitet sie Kinder – wie die kleine Leonora – auf ihrem Weg zum Operationssaal. Was auf den ersten Blick spielerisch wirkt, ist in Wahrheit ein hochsensibles Zusammenspiel aus Empathie, Intuition und professioneller Achtsamkeit. Denn in diesen entscheidenden Minuten hilft ein Lachen nicht nur gegen Angst – es schenkt Vertrauen und Geborgenheit.

Im folgenden Gespräch erzählt Susa, wie sie als Clownin kranken Kindern in schwierigen Momenten beisteht, warum auch Eltern Teil dieser Begegnung sind und wie eine kleiner Stoffpapagei namens Koko manchmal mehr bewirken kann als viele Worte.

Du warst heute als Clownin Lilo nicht allein unterwegs. Wer war denn mit dabei?

Ja, heute war die Lilo tatsächlich nicht allein. Heute war sie mit Koko unterwegs – ihrem Papagei. Der ist jetzt allerdings ziemlich erschöpft. Er war heute ganz schön viel unterwegs.

Was hat der Koko denn heute alles so erlebt?

Puh, Koko, weißt du es noch? Also, wir waren heute gemeinsam unterwegs und haben die Leonora in den OP begleitet: Zuerst waren wir in Leonoras Zimmer, dann ziemlich viel im Gang, und schließlich sind wir mit dem Aufzug gefahren – mehrmals sogar –, bis wir beim OP-Saal angekommen sind. Vor dem OP-Saal haben wir dann auch noch eine ganze Weile gewartet, bis Leonora schließlich hineingegangen ist. Wir waren also wirklich viel unterwegs, Koko und ich, und haben jede Menge Schabernack getrieben. Jetzt ist Koko ziemlich erschöpft.

Wie ist das eigentlich für dich, ein Kind alleine zu begleiten? Normalerweise treten Clowns ja im Duo auf. Bei CliB (Clown im Behandlungsalltag, Anm.) bist du aber solo unterwegs. Wie fühlt sich dieser Unterschied an – vom Partnerspiel hin zum Alleinsein?

Genau, wenn wir Kinder zum OP oder zum MRT begleiten, sind wir Clowns tatsächlich allein unterwegs – einfach, weil es sonst zu viel Trubel wäre. Natürlich ist das anders, weil du keine Partnerin hast, mit der du spontan ins Spiel gehst – oder die einspringt, wenn du mal nicht weiterweißt. 

Dafür entsteht eine ganz andere, oft persönlichere Beziehung zum Kind oder zur Patientin, zum Patienten. Man muss sich stärker auf sich selbst verlassen, mehr in sich ruhen und intuitiv reagieren. Aber ich habe ja zum Glück den Koko dabei – das ist sozusagen meine kleine Spielpartnerin. Er hilft mir manchmal weiter, wenn ich gerade nicht weiß, wohin das Spiel geht.

Manchmal ist es sogar so, dass das Kind zuerst mit Koko Kontakt aufnimmt – und über ihn dann eine Beziehung zu mir, also zur Lilo, entsteht. Das ist oft eine schöne Brücke. Tiere haben da manchmal eine besondere Wirkung – sie öffnen Türen, die sonst vielleicht geschlossen bleiben würden.

Wie hat denn die kleine Leonora auf dich reagiert? Welche Erfahrungen hast du da heute gemacht?

Bei der Leonora war es so: Am Anfang gab es einen kurzen Moment von „Wer ist das?“. Aber dann haben wir ziemlich schnell gemerkt, dass wir eine Gemeinsamkeit haben – wir mögen beide „Pink“ total gerne. Dadurch hatten wir sofort etwas, das uns verbunden hat.

Ich hatte das Gefühl, dass sich Leonora danach ganz schnell eingelassen hat. Die Lilo und Leonora haben sich sehr rasch angefreundet, das war richtig schön zu sehen. Und als dann noch der Koko dazukam, waren sie irgendwie ein unzertrennliches Trio – total vertraut miteinander.

Es waren ja auch Leonoras Eltern mit dabei. Die Mutter hat mir erzählt, dass sie vor der Operation ziemlich nervös war. Wie wichtig sind die Eltern für dich als Clownin bei so einem Clownbesuch, speziell bei Leonora?

Die Eltern sind sehr wichtig. Es geht nicht nur darum, mit dem Kind in eine gute Begegnung zu gehen, sondern auch mit den Eltern. Denn je nachdem, wie die Eltern auf die Clownin reagieren – also auf die Lilo in meinem Fall – so reagiert oft auch das Kind. 

Wie wichtig ist es dir, die Eltern in dein Spiel mit einzubinden?

Es ist mir sehr wichtig, mit ihnen in eine gute Beziehung zu treten und einen offenen, positiven Kontakt zu pflegen. Natürlich stehen die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt unserer Arbeit – sie sind unsere Hauptzielgruppe, wenn man so will. Aber es geht ja darum, dass wir für alle Beteiligten die Situation so schön und angenehm wie möglich gestalten. Und da gehören die Eltern unbedingt dazu.

Die Eltern sind ja auch ein Spiegel für ihre Kinder. Je nachdem, wie sie auf die Situation reagieren, reagiert das Kind ebenfalls. Deshalb ist es für mich wichtig, auch mit der Mama, dem Papa oder der jeweiligen Bezugsperson in einer guten Verbindung zu sein. Das spürt das Kind – und dadurch nimmt es die Begegnung mit der Clownin ganz anders wahr. Wenn die Eltern positiv auf mich reagieren, denkt das Kind: „Ah, okay, die scheint ganz nett oder ganz cool zu sein.“ Und dann ist es auch viel offener und kontaktfreudiger.

Wir von der Redaktion durften euch nicht mehr begleiten, als ihr in den OP-Vorbereitungsraum weitergegangen seid. Vielleicht kannst du uns kurz schildern, wie die Situation dort war – was ist passiert, und welche Clown-Intervention war notwendig?

Wir verbringen in der Regel viel Zeit gemeinsam in diesem Warteraum. Dort habe ich gemeinsam mit Leonora viel gespielt. Auch Stoffpapagei Koko war natürlich dabei. Er ist überall herumgeflogen, sogar bis ins Weltall!

Wenn sich dann die Tür öffnet und wir in den nächsten Raum kommen – dort, wo ihr als Team draußen bleiben müsst –, beginnt der medizinische Teil. Das Kind wird sediert, also in Narkose versetzt. Das ist ein sehr intensiver Moment – sowohl für die Eltern als auch für das Kind. Die Eltern erleben, wie ihr Kind einschläft, und das löst verständlicherweise starke Emotionen aus.

Oft muss in diesem Moment auch noch ein Zugang gelegt werden, damit die Narkosespritze gesetzt werden kann. Für die Kinder ist das meistens sehr beängstigend – gerade in diesem Alter. Wir haben aber den Vorteil, dass wir schon vorher eine Verbindung aufgebaut haben. Leonora war durch die gemeinsamen Spiele bereits mit dem Koko vertraut.

In dieser Situation können wir das medizinische Personal unterstützen, indem wir den Fokus des Kindes noch ein Stück weit bei uns behalten. Das bedeutet: Das Kind konzentriert sich weniger auf die Spritze, sondern bleibt gedanklich in unserer kleinen Clownwelt. Dadurch hat es vielleicht etwas weniger Angst, weint oder sorgt sich weniger.

Es hilft, dass es jemanden an seiner Seite hat, der nichts von ihm verlangt – im Gegensatz zu Eltern und medizinischem Personal, die in diesem Moment natürlich etwas vom Kind brauchen, damit alles reibungslos funktioniert. Die Clownin hingegen erwartet nichts. Sie ist einfach da, um zu begleiten, um das Kind in eine andere Stimmung, in eine andere Welt mitzunehmen – und vielleicht kurz vergessen zu lassen, dass da gleich eine Spritze kommt.

Und hat das bei Leonora heute funktioniert?

Zum Teil, ja. Als die Spritze näherkam, gelang es dem Koko immer wieder, Leonoras Aufmerksamkeit kurz auf sich zu ziehen. Natürlich klappt das nicht immer perfekt – es ist eine sehr sensible Situation. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Anwesenheit geholfen hat – nicht nur Leonora, sondern auch dem medizinischen Team.

Es geht dabei gar nicht darum, die Angst vollständig aufzulösen. Das wäre unrealistisch. Es reicht, wenn wir den Moment ein bisschen heller machen, wenn wir die Spannung etwas abfedern können. Ich denke, wir konnten heute eine kleine Unterstützung für Leonora sein. Und vielleicht denkt sie, wenn sie aufwacht, zuerst an Koko – und nicht an die Spritze.

Das ist ja auch unser Ziel: Dass das Aufwachen mit einem positiven Gefühl verbunden ist, weil das Kind vorher noch etwas Schönes erlebt hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Ein Lachen, das bleibt

Was Clownin Lilo und unsere ROTE NASEN Clowns tagtäglich leisten, ist weit mehr als Unterhaltung – es ist emotionale Begleitung in Momenten, in denen Kinder und ihre Familien sie am dringendsten brauchen. Jeder dieser Besuche schenkt Zuversicht, Vertrauen und Leichtigkeit – und macht das Spital ein kleines Stück heller.

Damit wir auch weiterhin Kinder vor Operationen und Behandlungen begleiten können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Mit Ihrer Spende helfen Sie, dass aus Angst ein Lachen wird.

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